Nebst mehr Fernwärme gibt es bald auch «grünen» Wasserstoff
Aus dem Geschäftsbericht 2021 des Gemeindeverbands für Kehrichtbeseitigung Region Aarau-Lenzburg (GEKAL) stechen zwei Zahlen hervor. Erstens konnte die Produktion von Fernwärme aus der Kehrichtverbrennung in der KVA Buchs gegenüber dem Vorjahr um 17.4 Prozent gesteigert werden. Letztes Jahr waren mit der Dampfleitung zur Mittelland Molkerei in Suhr und der Heizzentrale zur Speisung von Warmwasserleitungen zwei grosse Anlagen in Betrieb gegangen. Diese werden den Fernwärme-Absatz in den nächsten Jahren nochmals deutlich steigern. Davon zeugen die ersten Monate des laufenden Jahres, wie Geschäftsleiter Harald Wanger an der Abgeordnetenversammlung des Verbands in Unterentfelden aufzeigte: Gegenüber der Vorjahresperiode stieg die Fernwärmemenge von Januar bis Mai 2022 um 45.5 Prozent.
Zweitens wurde im Berichtsjahr ein um 26.7 Prozent besserer Erlös aus dem Stromverkauf erwirtschaftet. Dies ist bemerkenswert, zumal die Stromproduktion aufgrund des zunehmenden Bedarfs an Fernwärme zurückging (und weiter sinkt: 2022 um bisher 16 Prozent gegenüber Vorjahr). Der hohe Stromertrag ist einerseits den stark gestiegenen Strompreisen zu verdanken. Andererseits konnte der Eigenverbrauch erneut gesenkt werden, was den Anteil an verkauftem Strom vergrösserte. Die KVA Buchs ist eine der energieeffizientesten Kehrichtverwertungsanlagen der Schweiz. Sorgen macht der KVA Buchs, dass wegen des Ukraine-Kriegs die Chemikalien zur Luftreinhaltung knapp werden. «Noch haben wir keine Engpässe, aber die Preise für Natronlauge und Ammoniaklösung sind explodiert», sagt Wanger.
Hitachi baut Elektrolyseur
Aus Umweltsicht erfreulich ist hingegen ein Projekt, das Betriebsleiter Rolf Schumacher der Versammlung vorstellte. Auf dem Gelände der KVA Buchs wird künftig Wasserstoff produziert. Der schweizerisch-japanische Anlagenbauer Hitachi Zosen Inova baut einen sogenannten Elektrolyseur, der Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff umwandelt. Weil der hierfür benötigte Strom aus der KVA stammt, ist der Wasserstoff «grün». Insbesondere in der warmen Jahreszeit, wenn die solare Stromproduktion Überkapazitäten verursacht und die Einspeisetarife tief sind, lohnt es sich, den KVA-Strom selbst zu nutzen. Die ab 2023 geplante Jahresproduktion entspricht 10 bis 15 Gigawattstunden Strom.
Wasserstoff wird als technisches Gas für die Industrie oder als umweltfreundlicher Kraftstoff eingesetzt. Schumacher kann sich vorstellen, dass dereinst Kehrichtsammelfahrzeuge damit herumfahren werden: «Sie liefern den Abfall an und werden bei dieser Gelegenheit gleich auf der KVA betankt.»
Einige Wechsel im Vorstand
Mit der Abgeordnetenversammlung begann beim GEKAL eine neue Amtsperiode für den Vorstand. Einige Vorstandsmitglieder mussten ersetzt werden: Susanne Marclay-Merz durch Regina Wenk (Aarau), Walter Wyler durch Reto Fischer (Buchs), Thomas Baumann durch Daniel Rüetschi (Suhr), Ruedi Donat durch Roland Vogt (Wohlen) und Thomas Hofstetter durch Christian Brenner (Lenzburg, ab November). Die Versammlung nahm die entsprechenden Wahlen vor und genehmigte die Jahresrechnung 2021.
Geschäftsbericht 2021
Die wichtigsten Zahlen daraus (in Klammern der Vergleich mit 2020)
• Kehricht-Anliefermenge: 135’357 Tonnen (-1,2%)
• davon Haushaltkehricht: 37%
• Hauskehricht pro Einwohner/-in: 152 kg (2020: 153 kg, 2019: 150 kg)
• Fernwärmeproduktion: 77,6 Gigawattstunden (+17.4%)
• Stromproduktion: 91.3 GWh (-3,7%)
• Erlös aus Stromverkauf: 8.1 Mio. Fr. (+26,7%)
• Erfolgsrechnung: Umsatz 28,4 Mio. Franken, Gewinn 4,6 Mio. Franken
Hier geht es direkt zum Geschäftsbericht 2021.