Nora Zimmerli, die erste Fahrlehrerin von PostAuto
Die Prüfung zur Fahrlehrerin Kategorie B hat Nora Zimmerli kürzlich bestanden. Sie darf nun Schülerinnen und Schüler in die Künste des Autofahrens einführen. Doch Nora hat wortwörtlich grössere Ziele. Sie will Frauen und Männern beibringen, wie man Postauto fährt. Die gelernte LKW-Fahrerin sitzt seit acht Jahren im Postauto-Cockpit und steuert mit der aktuellen Ausbildung den nächsten Karriereschritt an. Mehr als zwei Drittel der insgesamt vierjährigen «Ochsentour» für das Fahrlehrerbrevet Kategorie C hat sie schon hinter sich.
Überdurchschnittlich gefordert
Besteht die Küttigerin die Prüfungen, wird sie Anfang 2024 die erste PostAuto-Fahrlehrerin sein – 53 Jahre nach der ersten Fahrerin. «Ich war überrascht, dass das eine Premiere ist und bin überzeugt, dass auch andere Fahrerinnen motiviert sein werden, diesen Schritt zu gehen», sagt Nora Zimmerli. Bereits als LKW-Fahrerin war sie in einer krassen Minderheit. «Auch da muss eine Frau immer zuerst eine überdurchschnittliche Leistung erbringen, um zu zeigen, dass sie es kann.» Umgekehrt habe sie den Vorteil, dass die Schüler gegenüber einer Frau auch mal zugeben, gefordert oder emotional bewegt zu sein.
Heiss begehrte Fachleute
PostAuto hat fünf Fahrlehrer. Nora Zimmerli und zwei weitere ehemalige Fahrer sind der Nachwuchs. Die Ausbildung absolvieren sie bei externen Schulen wie Driveswiss in Wohlen. Es gilt vorzusorgen: «Auf dem Arbeitsmarkt sind Fahrlehrer heiss begehrt. Wir erhalten keine Bewerbungen», sagt Steffi Bommer, die den Bereich Training Fahrpersonal bei PostAuto seit fünf Jahren leitet. Daher lohnt es sich, interne Talente zu fördern. «Sie sind begeistert von ihren Aufgaben, sehen sich als Dienstleister und haben Freude an den Menschen – da spüre ich viel Feuer», schwärmt Steffi Bommer von ihrem Fahrlehrer-Nachwuchs. Die Fahrschule hat alle Hände voll zu tun: PostAuto bringt jährlich 70 Absolventinnen und Absolventen in zwei- bis dreimonatigen Intensivtrainings das Fahren bei und führt zahleiche Weiterbildungskurse durch.
Vom Swiss-Cockpit ans Postauto-Steuer
Einer, der das Feuer auch nach Jahrzehnten noch spürt, ist Fahrlehrer Jean-Claude Fayolle. Der 63-Jährige bildet sämtliche PostAuto-Fahrerinnen und -Fahrer im PostAuto-Gebiet West aus. Der sportliche Romand, der 1978 den Everest bezwungen hat und Profi-Leichtathlet war, bringt die nötige Flexibilität, Geduld und Aufmerksamkeit für den Fahrlehrerberuf mit. «Die Arbeit ist technisch und menschlich sehr vielseitig. Denn unsere Fahrschüler müssen heute mehr können als früher», sagt Jean-Claude Fayolle. Die Technologien in den Fahrzeugen entwickeln sich laufend weiter, die Theorie wird komplexer und der Verkehr dichter. Jean-Claude Fayolle hat auch einen Swiss-Piloten zum PostAuto-Fahrer ausgebildet. Dieses Training sei härter als das Fliegen, habe dieser gesagt. Denn im Postauto hat er keinen Autopiloten und beim Fliegen keine Fussgänger, auf die er achtgeben muss.
Klare Anweisungen und Leitplanken
Als Postauto-Fahrerin war Nora Zimmerli meist auf der Strecke Aarau-Staffelegg-Fricktal anzutreffen. Nun ist sie als Fahrlehrerin der «Neuen Fahrschule» aus Aarau im ganzen Kanton unterwegs. Sie bezeichnet sich zwar als verständnisvoll, geduldig und unterstützend. «Doch die Fahrschüler brauchen klare Anweisungen und Leitplanken», weiss die 30-Jährige, die nun schon seit 12 Jahren am Steuer von grossen und kleinen Fahrzeugen sitzt. «Die Ausbildung zur Fahrlehrerin hat mich auch privat selbstbewusster gemacht.»