Die Rhätische Bahn fährt durch seinen Garten
Wer den Bernina-Express, die Rhätische Bahn oder den Glacier-Express sehen will, kann ins Bündnerland reisen oder viel einfacher, den Eisenbahnfan Andreas Herzig in Staffelbach besuchen. Er hat um sein Haus eine Gartenbahn von über 300 Metern Länge.
Bei Andreas Herzig dreht sich täglich alles um die Bahn: Beruflich um die Autobahn, in seiner Freizeit um die Modelleisenbahn. Genauer gesagt um seine Gartenbahn. Der 63-jährige Strassenmeister auf den Aargauer Autobahnen mag es zu Hause etwas gemächlicher. Obwohl auch hier viel Verkehr herrscht.
Schon als kleiner Bub wurde Andreas Herzig von seinem Vater mit dem Modelleisenbahn- Virus infiziert. Es folgten erste Bauten von Märklin-Anlagen und weiteren. Doch so richtig glücklich wurde Andreas Herzig erst viel später, nämlich 2003. Mit dem Einverständnis der Familie gings an die Realisierung einer eigenen Gartenbahn. Pläne wurden gezeichnet, Kosten berechnet und dann die grossen Geräte aufgefahren. Er riss den schönen Rasen auf, kippte 110 Kubik Strassenkies und 10 Tonnen Felsgestein in den Garten. Gwundrig verfolgten Anwohner und Zaungäste seine nie enden wollenden Arbeiten.
Lange war für Aussenstehende nicht ersichtlich, was daraus dereinst werden soll. Erst als Andreas Herzig mit einem Schnurgerüst die erste grobe Streckenführung aussteckte, kam Licht ins Dunkel.
Rhätische Bahn als Vorbild
Es war viel Arbeit, die sich Andreas Herzig aufgebürdet hatte, denn er hatte genaue Vorstellungen von seiner Bahn. Hier sollte dereinst die Rhätischen Bahn ihre Runden drehen.
Warum sich Herzig gerade für die RhB entschieden hat, erklärt er so: «Zum einen gefällt es mir in Graubünden ganz besonders gut und zum andern hatte der ehemalige Bahnhersteller LGB vor allem sehr attraktive Modelle der RhB in seinem Programm. So viel mir die Entscheidung leicht.» Es wurden Bogenbrücken gebaut, Tunnels betoniert, Geleise verlegt und die passende Flora gesät und gepflanzt. Für den Modelleisenbahner Herzig war es nicht wichtig, einen bestimmten Streckenabschnitt der RhB nachzubauen. Lachend meinte er, dazu habe einfach der Platz gefehlt.
Nun, viele Jahre nach der aufwendigen Arbeit, freut sich Andreas Herzig über sein gelungenes Projekt. Auf 155 Quadratmetern fahren schwer beladene Güter- und Personenzüge auf einem Schienennetz von rund 310 Metern Länge. In den mit Plastikfiguren besetzten Panoramawagen des Glacier-Express erfreuen sich die Fahrgäste an der nachgebauten Bergwelt. Und am Rand von Herzigs Garten stehen Kinder und Erwachsene gleichermassen mit staunenden Augen.
Anlage ist noch nicht fertig
«In jedem steckt ein kleiner Bähnler», hat Andreas Herzig schon oft festgestellt. Ihn selber zog es beruflich aber nie in die Welt der realen Eisenbahnen. Auch nach weit über 1000 Arbeitsstunden sei die Anlage noch nicht fertig. «Das wird sie wohl auch nie», gibt der Staffelbacher zu. Immer habe er wieder neue Ideen, die er noch umsetzen möchte. «Das ist ja bei allen Modelleisenbähnlern so.» Die Bahn hat er zwar für sich gebaut, gibt den Fahrtregler aber auch gerne Mal an kleine und grosse Modellbaufreunde weiter, die mit leuchtenden Augen bei ihm am Gartenzaun stehen.
Auf seine Ausgaben angesprochen meinte Herzig nur: «Für ein schönes Auto der oberen Mittelklasse würde es schon reichen.» Seine Frau Käthi ergänzte schmunzelnd aus dem Hintergrund: «Ja, es hätte sicher auch für ein paar sehr schöne Ferienwochen gereicht.»
Mehr Bilder der Gartenbahnanlage gibt es in der Landanzeiger-Galerie