Erfolgreiche Karriere mit einem Sieg beendet
Kathrin Stirnemann beendet ihre Karriere als Profi-Sportlerin. An der Europameisterschaft im Tessin bestritt sie ihr letztes internationales Mountainbike- Rennen. Zum Abschluss ihrer Karriere siegte sie noch einmal am Swiss Bike Cup Finale in Hochdorf. Trotz Rücktritt bleibt die Gränicherin dem Sport aber weiterhin erhalten.
«Es war der perfekte Abschluss im Tessin », sagt Kathrin Stirnemann nach dem Rennen. «Ich habe einen sehr guten Tag erwischt und es ist alles aufgegangen. » Mit einem 14. Rang beendet die 31-jährige Gränicherin ihre erfolgreiche Profi-Karriere.
Bereits mit 5 Jahren bestritt Kathrin ihr erstes Rennen. «Das war am ‹Pföderirönne› in Gränichen. Ich musste gegen die Buben antreten und wurde Dritte». Es war der Start einer beeindruckenden Radsportkarriere. «Wir hatten das Glück, Eltern zu haben, die mich und meinen Bruder Matthias bei unseren Träumen immer unterstützt haben», blickt sie zurück. Den Weg geebnet hat Vater Beat Stirnemann, als dieser beim RC Gränichen einen Trainingsstützpunkt aufbaute.
Mit 18 Jahren – im Jahr 2007 – gelang Kathrin Stirnemann der Start in die aktive Karriere mit dem Gewinn der Junioren- Europameisterschaften. Zwei Weltmeister-Titel und drei Europameister- Titel in der Disziplin Eliminator sollten bei der Elite folgen, 2014 gewann sie zudem den Gesamtweltcup. Den Top 10 Platzierungen im Cross Country, sowohl im Weltcup wie auch an der EM und WM, folgte 2015 der Titel als Schweizermeisterin und Stirnemann holte die Silbermedaille an den European Games in Baku. Besonders stolz macht sie auch die Wahl zur «Aargauer Sportlerin des Jahres» im Jahre 2017; jüngst folgte 2020 die Silbermedaille in der Disziplin Elektro-Mountainbike an der WM in Leogang.
Das Reisen wird fehlen
«Dank dem Sport bin ich weit herum gekommen», sagt Stirnemann. «Die Reisen und die zahlreichen Begegnungen mit anderen Sportlern, die Freundschaften, die entstanden sind, das bedeutet mir sehr viel und wird mir nun bestimmt fehlen.» Die Entscheidung zurückzutreten, fiel ihr nicht leicht, auch wenn sie sich schon länger mit dem Gedanken «was kommt danach», beschäftigt hat. «Ich bin sehr mit dem Sport verbunden, er hat mir so viel gegeben und deshalb soll es auch nach der aktiven Zeit in diesem Bereich weitergehen», sagt die Fahrerin des RC Gränichen.
Nach der Winterpause will sie ihre Erfahrungen im Umfeld des Mountainbike-Sports einbringen und die Ausbildung zur Berufstrainerin angehen. Verhandlungen mit Marken und Teams über ihre künftige Tätigkeit seien am Laufen, «spruchreif ist das aber noch nicht». Den Radsport will sie nicht einfach an den Nagel hängen, sondern noch mindestens eine Saison als E-Mountainbikerin anhängen – allerdings nicht als Profi.
E-Bike boomt
«Es ist eine sehr junge Disziplin, aber extrem am ‹Boomen›. E-Bikes sind zudem genau so anspruchsvoll wie gewöhnliche Bikes, zumal sie mit ihren 20 Kilo doppelt so schwer sind, wie gewöhnliche Velos», hält Stirnemann fest. Die Unterstützung durch den Motor sei zudem beschränkt.
Verspätetes Geburtstagsgeschenk
Am vergangenen Donnerstag musste Kathrin Stirnemann das Feiern an ihrem 31. Geburtstag wegen einer Erkältung und noch ausstehendem Testresultat absagen, aber am Sonntag machte sie sich das schönste Geschenk gleich selbst. Sie gewann das Finale des Proffix Swiss Bike Cups in Hochdorf, das in einem Shorttrack ausgefahren wurde.
Stirnemann startete fulminant und führte das kleine Feld aus dem Station. Bereits in der ersten von vier Runden bildete sich ein starkes Führungstrio mit Alessandra Keller, Linda Intergand und Kathrin Stirnemann, welches von keiner Fahrerin mehr eingeholt wurde. Keller drückte in der dritten Runde aufs Tempo, Stirnemann konnte knapp folgen, Indergand verlor einige Meter. Am höchsten Punkt hatte Keller dann einige Sekunden Vorsprung. Doch Stirnemann kämpfte weiter, fuhr die technisch schwierigen Aufwärtswitchback etwas flüssiger und holte Meter um Meter auf. Im letzten kurzen Teeraufstieg nahm sie sehr viel Schwung aus dem Trail mit und war oben fast an Keller dran. Die letzte Abfahrt und dann noch eine knappe halbe Runde auf der Tartanrundbahn. Stirnemann nahm volles Risiko und übersprintete auf den letzten Metern ihre Teamkollegin Keller. Am Ende der Zielgeraden wurden die beiden vom Teamstaff in Empfang genommen, ein Goldregen und die Champagnerdusche rundeten diesen unvergesslichen Moment ab.
Und dann nochmals zu oberst auf dem Podest stehen, zusammen mit zwei jahrelangen Wegbegleiterinnen sorgte für Hühnerhaut und einen totales Glücksgefühl. «Es ist ein unglaublich schöner Abschluss, besser hätte ich das Drehbuch auch nicht schreiben können», sagt Kathrin Stirnemann. «Ich danke allen, die immer an mich geglaubt und mich unterstützt haben. Die Abschlussfeier holen wir irgendwann noch nach!»