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Schulterprothese: Mit 3D zu mehr Beweglichkeit

Eine Jacke anziehen, das Buch vom Regal holen oder Polenta kochen: Für all diese unscheinbaren Tätigkeiten benötigen wir die Schulter. Unser beweglichstes Gelenk ist von früh bis spät gefordert – kein Wunder, kommt es häufig zur Omarthrose, einem Verschleiss des Schultergelenks. Dabei verändern sich der Gelenkknorpel, die Gelenkschleimhaut sowie der am Gelenk beteiligte Knochen. Dieser Prozess verläuft zunächst schleichend und unbemerkt, doch plötzlich wird schon das Kämmen zur schmerzhaften Aufgabe. Eine altersbedingte Abnutzung ist die häufigste Ursache für den Gelenkverschleiss, neben zerstörten Gelenken nach einem Unfall, durch Infektionen oder im Rahmen von Stoffwechselkrankheiten.

Enorme Fortschritte in Sachen Diagnosen und Prothesen
Betroffene sind gleich doppelt belastet: Einerseits durch die Schmerzen, andererseits ist ihre Beweglichkeit deutlich eingeschränkt. «Es gibt bis heute keine Methode, die diesen Prozess stoppen oder gar heilen könnte», sagt Dr. med. Felix Toft, Leitender Arzt und Leiter Schulter- und Ellenbogenchirurgie in der Klinik für Orthopädie und Traumatologie im Kantonsspital Aarau (KSA). Wird der Leidensdruck zu gross, kommt das Thema Operation und Gelenkersatz auf den Tisch.

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Dr. med. Felix Toft, Leitender Arzt der Klinik für Orthopädie und Traumatologie im KSA

Noch vor 20 Jahren galt eine Schulterprothese als risikoreich. Heute bieten Ultraschall, Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT oder MRI) hochaufgelöste Ergebnisse: «Damit haben wir eine exakte Diagnose, eine Entscheidungsgrundlage für oder gegen eine Operation sowie alle wichtigen Daten für eine potenzielle Prothese, die nichts mehr mit früheren Standardprothesen gemein hat, sondern individualisiert wird», so Toft. «Ausserdem lässt sich der chirurgische Eingriff akribisch planen, eine einzige Operation von eineinhalb bis zwei Stunden genügt.» Und obwohl der Schulterbereich funktionell komplexer sei als die Hüfte, stellt der Leiter Schulter- und Ellenbogenchirurgie eine vergleichbar hohe Zufriedenheit fest: «Die Fortschritte in den letzten beiden Jahrzehnten waren enorm.»

Noch individueller mit 3D-Technologie
Der neuste Fortschritt heisst 3D. In anspruchsvollen Fällen, etwa wenn es an Knochensubstanz fehlt, werden auf Grundlage der Computertomographie 3D-Modelle der Patientenknochen, an denen die Prothese befestigt werden soll, gefertigt. Man wählt und simuliert virtuell danach jene Teile der Prothese, die für eine bestmögliche Bewegung in Frage kommen, und konfiguriert sie. Der Gelenkersatz aus Kunststoff und Metalllegierungen wird bis ins Detail auf die anatomischen Verhältnisse der Patientin oder des Patienten bestmöglich angepasst und dann operativ eingesetzt. Ob mit oder ohne 3D: Je intakter und funktionsfähiger Knochen, Muskeln und Sehnen (Rotatorenmanschette) vor der Operation sind, desto mehr Beweglichkeit ist auch mit der Prothese möglich – bis hin zum Golfspielen.

Gleiches mit Gleichem ersetzen
Bei einer gut erhaltenen Rotatorenmanschette und zentriertem Gelenkkopf ersetzt man mit einer anatomischen Prothese «Gleiches mit Gleichem»: den runden Gelenkkopf durch einen künstlichen Gelenkkopf, eine abgenutzte Gelenkpfanne durch eine künstliche. Inverse Prothesen kommen zum Beispiel bei einem Sehnenabriss zum Einsatz: Im Bereich des Gelenkkopfs wird eine Pfanne eingesetzt und auf der Pfannenseite eine Halbkugel aufgebracht, um die sich der Oberarm dreht. Welche Prothese in Frage kommt und was mit ihr möglich sein wird, steht im Fokus des Vorgesprächs, genau wie potenzielle Komplikationen. «Die operationsspezifischen Risiken bewegen sich allesamt im einstelligen Prozent¬bereich », sagt Orthopäde Felix Toft.

Am KSA gehören Gelenkersatz-Operationen im Schulter- und Ellenbogenbereich seit Jahren zur Kernkompetenz, entsprechend reich ist die Erfahrung. Zu den weiteren Schwerpunkten der orthopädischen Klinik zählen Wirbelsäule, Becken und Hüfte, Knie, Fuss sowie die Kinderorthopädie.


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