Wie weit sind Aaraus Millionen-Projekte?
Kantonsspital, Kettenbrücke, Alte Reithalle, Bahnhof Süd: Ein Überblick über die vier grossen Neubauten.
2020 war ein Jahr mit besonderen Herausforderungen – gerade für das Kantonsspital Aarau. Trotzdem konnten die Arbeiten für den Spitalneubau Dreiklang im geplanten Zeitplan vorangetrieben werden. Im Januar 2020 gab der Regierungsrat grünes Licht zum Abschluss des Werkvertrags zwischen dem KSA und dem Totalunternehmer. Ende Juli 2020 konnte das Baugesuch für den Spitalneubau Dreiklang eingereicht werden.
Das Baufeld hat sich bedeutend verändert. Im Verlaufe des Jahres wurden das Haus 6 (Klinik für Rheumatologie, Physio- und Ergotherapie), Haus 16 (Ernährungs- und Diabetesberatung), Haus 15 (Kiosk) und im Dezember das Haus 35 (Schulungs- und Sitzungsräume) zurückgebaut. Die Kliniken und Abteilungen wurden in bestehenden Gebäuden des KSA untergebracht. Das einzige Provisorium auf dem Areal durfte am 30. November seine Eröffnung feiern: das Personalrestaurant «time out».
Im Januar 2021 wird das Baufeld nun dem Totalunternehmen übergeben und die Häuser 10 und 11 werden ebenfalls weichen (Abbruchbewilligungen liegen vor). Mitte Januar werden weitere Vorbereitungsarbeiten vorgenommen und weitere Bäume müssen weichen. Zu diesem Zeitpunkt wird das Baufeld eingezäunt und die Fusswege umgeleitet. Sobald die Baubewilligung eintrifft, starten die eigentlichen Bauarbeiten. Auch mit dem neuen Laborgebäude ging es 2020 vorwärts. Die technische Inbetriebsetzung erfolgt ab Januar 2021, ab März sind die ersten Umzüge und Inbetriebnahmen durch die Institute geplant. Im Juni soll das ganze Haus komplett in Betrieb sein. Die damit nicht mehr genutzten Häuser 19, 20 und 21 werden schliesslich ab Sommer 2021 zurückgebaut.
Thema Verkehr beschäftigt
So weit, so gut, wäre da nicht noch das Thema Verkehr. Sowohl für «Dreiklang » als auch für das gewünschte Parkhaus gibt es Einsprachen (dieselben Einsprecher). Gegen den Spitalneubau haben die Einsprecher grundsätzlich nichts einzuwenden, nur Verkehr wollen sie keinen. So befürchten gewisse Bewohner des Gönhardquartiers mehr Verkehr, wieder andere Quartiere befürchten Mehrverkehr, wenn der Zugang zum Spital nicht mehr durch das Gönhardquartier möglich wäre. «Zuerst müssen wir nun das Thema rund um Dreiklang lösen. Für die Einsprecher ist es rechtlich kein Nachteil, wenn sie Dreiklang nicht weiter behindern würden. Das KSA hat mehrmals und auch schriftlich zugesichert, alle Themen rund um den Verkehr innerhalb des Baugesuchs Mitarbeiterparking aufzunehmen», sagt Sergio Baumann, Leiter Departement Betrieb und Mitglied der KSA-Geschäftsleitung. Grundsätzlich könne das KSA all diese Themen nicht alleine lösen. Zudem wird das Verkehrsregime von Stadt und Kanton verantwortet. Da ist das KSA auch nur einer unter vielen Stakeholders.
Mit allen Einsprechern gegen Dreiklang fanden intensive Gespräche statt. Einige haben daraufhin die Einsprachen zurückgezogen. «Von daher gehen wir davon aus, dass wir die Baubewilligung für Dreiklang im Januar 2021 erhalten. Auch hoffen wir, vom grossen Goodwill, den wir in der Bevölkerung spüren profitieren zu dürfen, sodass diese unangefochten bleibt. Ist dem so, werden wir danach zusammen mit Stadt und Kanton ans Thema Verkehr / Mitarbeiterparking gehen. Da erwarten wir eine längere Durststrecke», so Sergio Baumann.
Das Neubau-Projekt Dreiklang sollte ohne Verzögerungen per 5. Mai 2025 fertig sein. Die Rückbauten und die Anpassung der Umgebung dauern dann nochmals etwas über ein Jahr, sodass Ende 2026 alles bereinigt sein sollte. «Bezüglich Parkhaus wäre es möglich », so Baumann «in den nächsten 18 Monaten eine einvernehmliche Lösung zu suchen. Danach wird der Bau innerhalb von maximal zwölf Monaten realisiert werden können. Das Jahr 2021 wird spannend.
Kettenbrücke
Seit Februar 2020 rollt der Verkehr über die Hilfsbrücke, die spektakulären Abbrucharbeiten folgten und lockten unzählige Schaulustige an. Mit einer Hydraulikbaggerzange wurde der Beton verbissen. Das Abbruchmaterial landete in einer Mulde, die auf dem Wasser schwamm. Rund 2500 Kubikmeter Beton wurden abgebrochen. Kein Bau-Projekt war 2020 so sehenswert wie die Kettenbrücke.
Die Abbrucharbeiten sind bis auf den Pfeiler Nord fertig. Vor Weihnachten konnte zudem mit den ersten Betonarbeiten gestartet werden. Das Widerlager Süd sowie der Pfeiler Süd sind in Arbeit. Wenn die Widerlager und Pfeiler betoniert sind, wird der Hilfssteg fertiggestellt, damit mit dem Leergerüst für den Oberbau gestartet werden kann. Die Widerlager und Pfeiler dienen als Abstützung des Oberbaus, der in Etappen betoniert wird. Dafür wird ein Leergerüst in die Aare gestellt, damit das Schalen des Oberbaus und letztendlich die Betonieretappen möglich ist.
Eigentlich sollte die Kettenbrücke noch 2021 in Betrieb genommen werden. «Wir haben mit verschiedensten Schwierigkeiten wie Geologie und Altlasten zu kämpfen. Die Bauarbeiten weisen einen Verzug auf. Abklärungen sind am Laufen, wie und ob wir die Verzögerungen wieder gut machen können», sagt Bauleiter Roberto Scappaticci.
Alte Reithalle
Ganz sicher 2021 eröffnen will die Reithalle und man ist auf Kurs. Im November wurde das Überdach montiert, im Halleninnern laufen die Innenausbauarbeiten. Anschliessend wird die Theatertechnik installiert, wofür ein halbes Jahr benötigt wird. Die alte Reithalle soll im Oktober eröffnet werden. Im Gegensatz zu den anderen Bauprojekten ist die Reithalle nicht wirklich ein Neubau. Denn sie wird nicht komplett umgebaut, sondern primär ganzjahres- tauglich renoviert und mit den nötigen Installationen für eine vielseitige Nutzung ausgestattet. Das Gebälk der Halle wird auch nach dem Umbau zu sehen sein und auch der alte Verputz an den Wänden wird nach wie vor Zeugnis der langen Geschichte dieser Halle sein.
Bahnhof Aarau Süd
Beim Bahnhof Aarau Süd wird ein neues Gebäude erstellt, dies im Rahmen eines Baukonsortiums von Aargau Verkehr AG (AVA) und der Metro Immobilien AG, Aarau. Der Gebäudeteil von Aargau Verkehr AG (AVA) beinhaltet Räumlichkeiten für die Bahnleitstelle und die eigene Bahnverkaufsstelle. In den Obergeschossen befinden sich Büroräume für die Direktion sowie für Mietwohnungen. Ergänzt werden diese Flächen mit Verkaufsräumen im ersten Untergeschoss entlang der verbreiterten Personenunterführung. Der Gebäudeteil von Metro Immobilien AG, Aarau bietet im Untergeschoss Platz für Verkaufsläden. In den Obergeschossen werden ebenfalls Räumlichkeiten für Büro und Wohnraum erstellt. Zusätzlich wird die Bahnanlage erweitert. Gleis 12 und Gleis 13 entsprechen bereits den künftigen Anforderungen. Das Gleis 11 wird erweitert für längere Züge (120 Meter). Zudem werden die Rampen und Treppen ausgebaut und die Unterführung verbreitert.
Der Baubeginn war im Januar 2020. Seit März befinden sich die Bahnleitstelle und Bahnverkaufsstelle Aargau Verkehr in einem Provisorium. Im Juni wurde das fast 100-jährige Bahnhofsgebäude abgerissen. «Die Bauarbeiten sind auf Kurs», informiert Projektleiter Beat Engelhardt. Die Bohrpfahlwand und das Schutzgerüst zu den Geleisen von Aargau Verkehr sind erstellt, der Aushub für das Baufeld West ist in Arbeit. Zudem haben die Arbeiten zur Ausweitung der Personenunterführung begonnen. Im Februar 2021 starten dann die Baumeisterarbeiten im Baufeld West und im Baufeld Ost wird mit den Aushubarbeiten begonnen. Der Bahnhof Süd wird voraussichtlich im Winter 2023 /2024 fertig sein.